Samstag, 14. August 2010

Der Medienexperte Heinz P. Wassermann erörtert seine Vorstellungen von MultiMedia im Geschichteunterricht

MULTIMEDIA CLASSICS – Ein Rückblick in die Neunzigerjahre – Wie war das damals
EINLEITUNG - GRUNDSÄTZLICHE BEMERKUNGEN - ERZÄHLEN – FRAGEN –
ANTWORTEN


1. In der Geschichtswissenschaft setzte sich Ende der siebziger Jahre zunehmend die Ansicht durch, die Geschichtsschreibung über den Nationalsozialismus sei bis dahin zu sehr aus der Perspektive der Täter und nicht aus der der Opfer geschrieben worden. Dadurch blieb eine wesentliche Dimension ausgespart, nämlich die Leidensdimension der Opfer.
2. Es ist unleugbare Realität, dass zunehmend weniger Zeitzeugen für die Vermittlungsarbeit vorhanden sind. In einigen Jahren wird diese authentische und höchst glaubwürdige Quelle wohl überhaupt nicht mehr zur Verfügung stehen.
3. Die digitale und vernetzte Archivierung und Zurverfügungstellung von Zeitzeugeninterviews erlaubt universelle und zeitunabhängige Zugriffe. Sie hat - als relativ junges Medium - den Vorteil, dem aktuellen medialen Lebenswelten zu entsprechen.
4. Die Vorgangsweise ist eine bewusst und durchgehend interdisziplinäre. Das dient weniger der Realisierung eines sich selbst befriedigenden "Spieltriebes", sondern soll die Materialaufbereitung und -verarbeitung auf höchstem professionellen Niveau garantieren.
5. Das Projekt "... damit es nicht verloren geht..." ist interaktiv angelegt. Ihre Kommentare, Reaktionen, Anregungen und Ergänzungen werden Eingang in unsere Arbeit finden.
Deshalb seien einige unerlässliche Anforderungen an Geschichteprogramme definiert:
• Vor allem darf der Computer den Lehrer als Moderator nicht ersetzen.
• Die Software und das Quellenmaterial sollen ausschließlich dort eingesetzt werden, wo kein adäquates (Unterrichts) Material vorhanden ist. Das heißt, der Computereinsatz soll nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck sein.
• Unser Programm ist kein Lern- oder Übungsprogramm, sondern soll wissenschaftliches Arbeiten in der Schule ermöglichen.
• Das Programm und die dazu gelieferte Datenbank erlauben verschiedene Vertiefungsintensitäten.
• Ein wesentliches Anliegen ist die Selbsttätigkeit der Schüler. Deshalb ist das Programm sowohl mit fixen als auch mit variablen Strukturen ausgestattet.
• Die variablen Strukturen ermöglichen eigene Materialbestände (z.B. Zeitungsberichte, Interviews ("oral-history") -Aspekt der Regionalisierung) und eigene Fragestellungen zu bearbeiten und zu beantworten.
• Das Programm ist fächerübergreifend angelegt. Neben der Einsatzmöglichkeit im "Kernfach" Geschichte und Sozialkunde ist das Programm in den Unterrichtsfächern Deutsch, Philosophischer Einführungsunterricht, im Fremdsprachenunterricht und Informatik denkbar.
• Einsetzbar ist das Programm sowohl im Pflicht-, als auch als Wahlpflichtfach in der Oberstufe AHS und in den BHS - Klassen.
• Durch das "Bausteinsystem" ist der Einsatz im "Normalunterricht" und im vertiefenden Wahlpflichtfachunterricht gegeben.


LERN- und LEHRZIELE
• Entwicklung der Fähigkeiten zur Quellenanalyse und zur Quellenkritik.
• Entwicklung der Fähigkeit der Betrachtung und der Analyse eines Vorgangs aus verschiedenen Blickwinkeln (weltanschauliche Positionierung, Kommentierung des Auslands, etc.)
• Anregung zur eigenständigen Arbeit durch Quellensuche, Eingabe und Codierung (neuer)Quellen, Entwicklung eigener Fragestellungen an die (vorhandenen und neuen) Quellen,
• Entwicklung und Ausweitung des Wissens und der Fähigkeiten im Umgang mit der EDV.
ANFORDERUNGSPROFIL an unser Digitales Zeitzeugen Projekt
• Eine wesentliche Anforderung an unser Software Projekt sind die einfache Handhabbarkeit und die kurze Einarbeitungsphase. Dadurch sollen Motivationsverluste seitens der Lehrer und der Schüler vermieden werden.
• Das Paket soll verschiedene Aufwands- und Vertiefungsintensitäten erlauben. Deshalb wird es als Bausteinsystem konzipiert und realisiert. Das bedeutet, dass das Projekt aus verschiedenen, in sich abgeschlossenen Teilen besteht. Das garantiert den Einsatz in verschiedenen Aufwands- und Vertiefungsintensitäten und die Heranziehung und Bearbeitung eines für Lehrer und Schüler ganz besonders interessanten und wichtigen Aspekts.
• Durch die Bausteinlösung ist es auch problemlos zu bewerkstelligen, große Dateien (verschiedene Bausteine) mittels Gruppenarbeit zu bearbeiten und somit in einem relativ kleinen Zeitraum große Datenmaterialien aufzuarbeiten.
• Das Projekt ist so gestaltet, dass aus den Ergebnissen eine Zeitung oder eine Broschüre gestaltet werden kann, womit sowohl der Deutsch- als auch der bildnerisch / künstlerisch / kreative Unterricht abgedeckt wird.

Heinz Wassermann