Freitag, 20. August 2010

Heinz P. Wassermann analysiert das österreichische Bildungswesen

Hintergundwissen und Fakten zu MultiMedia Classics in den Neunzigerjahren


Einleitung zu Lern Mania am PC

Die folgende Abhandlung versteht sich als generalisierte Bestandsaufnahme zum österreichischen Schul- und Bildungswesen. Dass die Aussagen -vor allem wenn sie am derzeit praktizierten Schulwesen Kritik üben- nicht auf jeden Lehrer oder auf jede Schule zutreffen sei von allem Anfang an klargestellt. In den Augen der Autoren diese Files wird Medienkompetenz eine zentrale Qualifikation der Zukunft sein. Damit ist aber nicht nur gemeint, sich Fähigkeiten wie die korrekte Bedienung der Fernbedienung anzueignen, sondern Mediennutzungskompetenz. Diese muss dazu führen, das Medium das Werkzeug und Hilfsmittel des Anwenders, und nicht diesen zur Geisel des Mediums zu machen. Mediennutzungskompetenz bedeutet aber auch, Medien als selbstverständlichen Bestandteil des Alltagslebens zu akzeptieren und zu nutzen. Zuerst das Können - dann die Kritik und dann die Ideologie: nur wer den Medienumgang beherrscht", kann sich mit ihnen fundiert auseinandersetzen, wird weder im Unterhaltungs- noch im Datenmüll versinken und nicht wie der Blinde von den schillerndsten Farben fabulieren.


Geschichte dieser CDROM

Nachdem sich die Autoren dieser CD-ROM seit 1993 mit Multimedia, auf NEW MEDIA gestützte neue Lernformen, Interaktivität usw. beschäftigen, ist es nur konsequent, als ein Ergebnis der bisherigen Arbeiten, die vorliegende CD-ROM zu produzieren. Das ursprüngliche, vom AK Bildungsexperten Albert Kaufmann vorgeschlagene Konzept, eine CD-ROM als Nachhilfeinstrument zu produzieren, wurde bald fallengelassen. Vorliegendes Produkt versteht sich als kritische Bestandsaufnahme des Marktes, die einen Teil der Integration "Neuer Medien" im Bildungsbereich leisten will, einem Ansatz, dem sich die Autoren aus- und nachdrücklich verpflichtet sehen. Sie versteht sich aber auch als Versuch, zukunftsweisende Software zugänglich zu machen, vor allem unter dem Aspekt der Vernetzung, der in den Augen der Verfasser zu einer neuen Lernkultur und zu einem neuen Lehr- und Lernbegriff führen wird.

Es ging in diesem Projekt nicht darum, pädagogisch verbrämt 600 MB Software auf eine CD-ROM zu pressen, und diese als ultima ratio unters Volk zu bringen. Es stand vielmehr der Anspruch, eine Bestandsaufnahme des Marktes vorzunehmen. Zu diesem Zweck wurde die Share- und Freewaremarkt durchforstet, aber auch die unter dem Etikett "pädagogisch wertvoll" von diversen Institutionen angepriesene Softwareansammlungen analysiert und bewertet. Die Wunder wurden immer blauer. Zum einem über die technischen Mängel der Programmierungen (Progarmm laüft entweder überhaupt nicht oder stürzt ab), die programmtechnischen Unbedarftheiten (Verwendung von veralterten Standards) sowie die inhaltlich, (un)pädagogische Naivität oder Gedankenlosigekeit der Entwickler. Wären die Produzenten dem in einer an der Akademie Remscheid im Rahmen eines Workshops (Jugend- und Sozialarbeiter, Pädagogen usw.) entwickelten Mindeststandard für (Multi-Media)-Software gefolgt, würde vor- liegende CD-ROM zwar glänzen, aber dennoch leer bleiben.



An der Akademie Remscheid/Deutschland wurden folgende Kriterien definiert:

Verpackung:
Sind Informationen vorhanden zu:
* Inhalt
* Spiel-/Lern-/Erzeihungsziele
* Art des Spieles (Reaktions-, Geschicklichkeitsspiel)
* technische Voraussetzungen

Notwendige Vorkenntnisse:
* Lesen
* Schreiben

Sprachkenntnisse:
* Sprache (Gesamtnutzung) Sprachwahlmöglichkeiten (Gesamtnutzung)
* Gibt die visuelle (Bilder, Graphiken, Farben) Form der Verpackung tatsächlich den vorhandenen Inhalt wieder
* Gibt es eine eigenständige visuelle Wirkung (unabhängig vom Text) bezüglich Kauf- und Auswahlwirkung für Kinder und Erwachsene (keine Fachleute)

Dokumentation:
* Gibt es einen eigenen Anteil, in dem Kinder angesprochen werden, bei Spielen, Lernprogrammen, Textprogramm, Trainingsprogramm
* Gibt es eine eigene Ansprache an Eltern/Erwachsene, die keine Computererfahrung haben zu:
* technischen Voraussetzungen
* Ziel und Art des Spieles/Programms
* Einsetzbarkeit von Spielen

Lernprogramme:
* Textprogramm
* Trainingsprogramm
* Interaktive/kommuniaktive Software
* sinnvolle Zahl der möglichen Spieler

Gibt es Ansprache an:
* Erwachsene (Käufer/Benützer) mit Computererfahrung
* Erwachsene, die mit Kindern arbeiten

Technik:
* Installation
* Spielbar auf CD
* Installation auf Festplatte notwendig
* Installation mit einem Befehl durchführbar (setup)
* Deinstaller vorhanden
* Landesangepasster Standard

Hilfefunktionen:
* Hilfe jederzeit abrufbar
* Hilfe klar erkennbar
* Hilfe kindergerecht und verständlich
* Hilfe altersgemäß (gesprochen, symbolisch, geschrieben, animiert)
* Erste Schritte (Tutorial, Demospiel als Einführung)

Hardware-Anforderungen:
* Ist das Programm mit den angegebenen Systemvoraussetzungen gut spielbar
* Audiovisuelle Qualität
* AV-Ebene kontextbezogen
* AV-Elemente sinnvoll eingesetzt
* Werden alle Sinne angesprochen (Wahlmöglichkeiten der AV-Eelemente) Graphik-Bewertung:
* kindgerecht
* zu grelle Farben im Standard-Setup
* Farben veränderbar
* zu schnell wechselnde Bildfolgen

Programmbedienung:
* kindgerecht (große Schaltflächen, Doppelklicks)
* Exit-Funktion (zu jeder Zeit)
* Speicherfunktion
* Printfunktion

Formale Kriterien:
* Sprache
* Hauptsprache
* Programm ein- oder mehrsprachig
* Wahlmöglichkeiten nur beim Einstieg oder jederzeit
* Fremdsprachige Texte von Natives vorgelesen
* Wird der Text vorgelesen oder ist Lesefähigkeit Voraussetzung
* Auseinanderklaffen von gesprochenem und gleichzeitig geschriebenem Wort
* Wortwahl kindergerecht
* Fremdwörter, Computerterminologie

Verständlichkeit:
* Aufbau logisch, verständlich
* Verzweigung der Handlung überschaubar
* Verknüpfung der Einzelinformationen möglich
* Lernziel erkenntlich
* Kindgerechtes Schnittstellendesign
* Symbolik eindeutig
* Gags und Animationen kindgerecht oder nur auf Erwachsene zugeschnitten

Erzieherische Kriterien zum Spielablauf:
* Ist interaktives Arbeiten möglich
* Wieviele Kinder sind gleichzeitig eingebunden
* Ist der PC-Einsatz für den Inhalt sinnvoll
* Welche Lernbereiche werden besonders angesprochen

Funlevel:
* tief, mittel oder hoch
* Gibt es eine inhaltliche/strukturelle Festlegung
* Wird Kooperation gefördert
* Wird Konkurrenz gefördert
* Welche impilziten Wirkungen hat das Programm
* Welche expilziten Wirkungen hat das Programm
* Fördert das Spiel die assoziative Logik
* Fördert das Spiel die stringente Logik
* Regt es zu Aktionen außerhalb der PC-Welt an
* Wie hoch ist die Informationsdichte

Dass in der anschließenden Testphase kein Program allen Kriterien Genüge tat, war ein ernüchterndes, wenngleich nicht wirklich überraschendes Ergebnis. Zu betonen ist, dass in der Testphase weder Free- noch Shareware überprüft wurden. Demnach ist es auch am gar nicht billigen "Profimarkt" mit der Qualität nicht weit her. Zu betonen ist schließlich, dass dieser Katalog von Teilnehmern unterschiedlichster Provenienz (Zugang zum Medien, Berufe, Ansprüche, Anwendung in der Parxis, Vorwissen usw.) erarbeitet wurde. Dass die hier definierten Kriterien selbst keinesfalls eine ultima ration darstellen, versteht sich von selbst. Soviel zu den Ergebnissen aus Remscheid, die sich zwar primär mit den Bereichen Kinder und Spielsoftware auseindandersetzten, grundsätzlich aber zumindest ansatzweise übertragbar sind. Dementsprechend niedrig werden die Standards auch angesetzt, dem Motto folgend: Weniger kann mehr sein.

Diese CD-ROM ist eine Zwischenbilanz, ein "das akzeptieren-wir-gerade- noch". Sie soll zu weiteren Entwicklungen ermutigen, Anstöße und Ansätze liefern.

Wissensvermittlung - Lernstützen - aber keine Nachhilfe

Das ursprüngliche, vom Sozialpädagogen und international anerkannten Bildungsexperten der AK-Steiermark, Albert Kaufmann, favorisierte Konzept, dem Nachhilfe(un)wesen mittels CD-ROM die Stirn zu bieten wurde im Laufe der Arbeiten fallengelassen. Sie finden auf dieser CD-ROM unter anderem Programme zur Wissensvermittlung, zum Wissenstraining, zur Wissensvertiefung und zur Aneignung von neuem Wissen. Die Autoren sind aber zutiefst davon überzeugt, dass ein methodisch-didaktisch-inhaltlich ausgereifter Unterricht überhaupt die Basis für effiziente Wissensvermittlung ist. Man kann mittels dieser CD-ROM lernen, erfahren, üben usw. Sie hat aber nicht den Anspruch, Nicht-Wissen und Nicht-Können aufgrund schlechten Unterrichts, Überforderung, Faulheit, Desinteresses oder mangelnder Begabung zu beheben. Dem Ansatz der Autoren folgend, finden Sie auf dieser CD-ROM auch nicht den krampfhaften Versuch, die ominösen 600 MB der Silberscheibe mit irgendeiner, irgendwie funktionierenden Lernsoftware vollzustopfen, ihr das Mäntelchen "pädagogisch besonders wertvoll und effizeint" umzuhängen, kurz: etwas vorzugaukeln, was nicht haltbar ist. Sie finden hier neben den Aspekten des Lernens, Erfahrens und Übens "Werkzeuge", wie der PC (selbst wiederum als Werkzeug) zur Wissens- vermittlung und Wissensaneignung genutzt werden kann. Sie soll einen Beitrag dazu leisten, was mittlerweile unter Medienkompetenz firmiert und -so die einhellige Expertenmeinung- eine Schlüsselqualifikation der Zukunft darstellt.

Neue Medien/Neue Technologien und soziale Kompetenz

Allen Kassandrarufen zum Trotz: Der Einsatz Neuer Medien/Neuer Technologien im Unterricht wird weder Soziopathen noch intrinsisch orientierte Einzelkämpfer produzieren. Ganz im Gegenteil: Gerade die derzeit praktizierten Lehr- und Unterrichtsformen forcieren das egozentrische Einzelkämpfertum. Eine nach außen vernetzte Schule wird nicht um eine nach innen hin vernetzte Lehr- und Lernkultur herumkommen. Teamwork nach innen und nach außen, die gemeinsame Analyse, Strukturierung und Lösung von Problemen, die auf Teamwork basierende Suche und Bewertung nach Materialien fördern Teamgeist und Teamwork wesentlich stärker als (vielleicht) eine Stunde Soziales Lernen pro Woche oder eine Projektwoche mit aufgelösten Unterrichtseinheiten und "anderen" Arbeits- und Lernformen, die durch den Alltagstrott ab Montag nach der samstägigen Projektpräsentation konterkariert und zunichte gemacht werden. Das bedeutet aber auch neue Formen des Schulunterrichtes überhaupt anzudiskutieren, aus- zuloten und zu versuchen. Warum sollen sich die Schülerinnen und Schüler nicht selbst die Lehr- und Lerninhalte -mit pädagogischer, didaktischer und methodischer Stützung durch die Lehrenden selbstverständlich- im Team aneignen? Und das nicht nur einmal -als spaßige Abwechslung sozusagen-, sondern als permanent praktizierte Arbeits-, Lehr- und Lernmethode. Was spricht dagegen, die bisherigen Formen der Wissensüberprüfung in Formen von team- orientierten Problemlösungspraktiken umzuwandeln?

Das würde freilich einen neuen Begriff von Lernerfolg bedeuten, das würde wohl die derzeit praktizierte Einzelbenotung in eine Form von Teamnotengebung überleiten. Nivellierung, Zurückdrängung der Einzelleistung und des Einzelnen, Kollektivismus , ..., gar Untergang des Abendlandes? Mag sein! Warum es aber nicht versuchen? Warum nicht auch akzeptieren wollen (oder können), das der sprichwörtliche Weg (auch) das sprichwörtliche Ziel sein
kann.

Telekommunikation als Projekt mit nationaler Priorität

US-Vizepräsident Al Gore hat mit seiner Vision des Informationshighway die "information society" nicht erfunden. Er hat aber das breite Bewußtsein dafür und die Akzeptanz geschaffen. In den USA -wo ja bekanntlich alles "anders" ist- ist der Aufbau des Informationhighway ein Projekt mit absoluter nationaler Priorität.

Es ist -in einem rohstoffarmen Land wie Österreich- nicht zu akzeptieren, dass die Formel "Amerika erfindet, Japan baut und Europa konsumiert" weiterhin widerspruchslos hingenommen wird.

Im Rahmen der "Neuen Lernkultur" hat sich nicht nur die Infrastruktur und im weitaus größeren Ausmaß die Mentalität der Schule (aber nicht nur ihre) zu ändern; die Politik ist gefordert, entsprechend benutzerfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Wie sich die Verfasser im Rahmen des Symposiums "Distance Lerning" an der TU-Wien überzeugen konnten, sind allein die österreichischen Rahmenbedingungen (es sei hier lediglich auf die Telephongebühren verwiesen) ein Hemmschuh beim Einstieg in die Informationsgesellschaft. Vor dem Hintergrund, dass Information als "Rohstoff der Zukunft" zunehmend über winner und looser entscheiden wird, besteht hier akuter Handlungsbedarf.


Winner und Looser

"Allein das Wissen ist schon Macht", so der englische Philosoph Francis Bacon. Das hat zwar noch immer seine Berechtigung, nur muss es modifiziert werden: Wissen ist weniger Herrschaftsinstrument (Macht!), sondern überhaupt Grundlage und Grundvoraussetzung zum (Über)leben. Wissen in Form lexikalischer Reproduktionsgabe? Wohl kaum! Freilich soll nicht in Abrede gestellt werden, dass ein gewisser Grundstock an Wissen auch in Zukunft unentbehrlich sein wird. Nur, das Wissen der Zukunft und der Wissensbegriff der Zukunft werden eine andere Qualität haben. Wieviel des Stoffes beherrscht der österreichisch Durchschnitts(nicht-mehr)Schüler zehn Jahre nach erfolgreich abgelegter Reifeprüfung? Welche Relevanz hat dieses längst "überschriebene" Noch- Wissen? Natürlich, es schafft einen Background, aber nicht mehr. Was ist relevant? Eine chemische Formel, ein physikalisches Gesetz sofort reproduzieren zu können oder zu wissen, wo es nachzuschlagen ist?

Maßgebliche Theoretiker und Praktiker der Informationsgesellschaft sehen die sozialen Scheidenlinien der Zukunft nicht mehr in Abhänigigkeit von den Variablen (soziale und regionale) Herkunft, Geschlecht, Alter usw., sondern von der Verfügunsmacht über und der Zugangsfähigkeit zu Informationen.

Es wird ein Wesenzug des Wissens und des Wissensbegriffes der Zukunft sein, zu wissen, wo sich relevante Informationen befinden. Ein Großteil dieses Wissens, weniger das kultur- und geistesgeschichtliche "Wissen", als vielmehr das aktuelle, neu formuliert zu Wissende, befindet sich im "Netz" bzw. in den Netzen. Sich dort orientieren zu können, aus der dort herrschenden Datenflut Informationspotentiale Wissen und schließlich Bildung lukrieren zu können, wird (auch) das Wissen der Zukunft sein. Die dafür notwendigen Werkzeuge werden eine andere Beschaffenheit und Qualität haben, als das zu reproduzierende "333 ... welche Keilerei?"

Das neue Leitbild - Lehrer als Wissensnavigatoren

Unabdingbare Voraussetzung für einen zeitgemäßen Unterricht wird eine sofortige Qualifizierungsoffensive in der Lehreraus- und Lehrerfortbildung sein. Der Lehrerfortbildung wird -neben der Bereitstellung technischer Infrastruktur an den Schulen- besonderes Augenmerk zu schenken sein. Es ist nicht zu akzeptieren, dass man die (Früh)pensionierung der letzten Lehrermuffel inklusiver deren nachsozialisierter Nachfolger abwartet. Der Einsatz von Neuen Medien und Neuen Technologien ist weder Selbstzweck noch Spaß einiger "Ewig-Fortschrittlicher" oder ganz besonders "trendig-Schlauer"; er ist das Gebot der Stunde. Der Einsatz von Neuen Medien und Neuen Technologien hat im Rahmen einer "Neuen Lernkultur" zu geschehen, die sowohl das technische Grundverständnis, die Anwendungs- potentiale als auch die soziale Kompetenz zu fördern hat.


Aus Wissensvermittlung wird Wissensmanagement

Will Österreich konkurrenzfähig bleiben, wird -zwar nicht ausschließlich dort, aber eben auch- im Schulwesen der Hebel anzusetzen sein. Ein wesentlicher Punkt wird eine neue Arbeits-, Lehr- und Lernkultur sein, die Lernziele und Lerninhalte wie individuell angepasste PC-Anwendung und PC-Nutzung als so selbstverständliche Kulturtechniken wie es Lesen, Schreiben oder Rechnen sind, akzeptieren und vermitteln wird.

Die Rolle der Unterrichtenden kann nicht mehr darin bestehen, ein zumeist verstaubtes und antiquiertes Wissen zu vermitteln, sondern Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die Schüler an aktuelles Wissen gelangen lassen, sowie die Wege dorthin und die Inhalte selbst methodisch und didaktisch aufzuarbeiten.

Der Lehrer der Zukunft hat die Rolle des neugierigen und gut ausgebildeten Wissensnavigators durch die elektronischen Bibliotheken der Gegenwart.

Wissenszuwachs - Aktualität der Schule


In welchen Jahreszyklen sich das "neue" bzw. revidierte Wissen verdoppelt, ob es nun fünf oder sechs Jahre sind, ob es im Jahr 2010 vielleicht nur mehr drei Jahre sind, sei dahingestellt, es tut auch nicht wirklich etwas zur Sache. Tatsache ist, dass sich Wissen durch immer kürzer werdende Produktions- und Multiplikationszyklen dynamisiert. Am augenfälligsten dadurch, dass die Zeit der Universalgelehrten und Universalgeniers wie es ein Newton oder ein Leibnitz noch gewesen waren, endgültig einer lang vergangenen Vergangenheit angehören. Die vom Bundesministerium für Unterricht für die Schulen verpflichtenden (Rahmen)lehrpläne sehen unter anderem vor, der Unterricht habe sich am aktuellen Stand der Wissenschaften zu orientieren. Das mag zwar löblich klingen, stellt aber vor allem die Realitätsferne der heimischen Ministerialbürokratie und deren pädagogischer Geschwätzigkeit unter Beweis. Hier soll es gar nicht darum gehen, dass Schulbücher als gesichert vorgaukeln, was es in der Form gar nicht ist, hier soll auch nicht die Tendenz zur Mono- polisierung und Monolitisierung von wissenschaftlichen (Streit)fragen thematisiert werden. Hier soll lediglich auf drei praxisrelevante Dinge verwiesen werden:

a) wie soll der Unterricht dem sich permanent ändernden wissenschaftlichen
Zuwachs gerecht werden?
b) wie soll die Aktualität der Lehrinhalte angesichts jahrelanger Entwicklungs- und Verweilzyklen von approbierten Unterrichtsmaterialien realisiert werden?

c) wie sollen diese Ansprüche durch die Lehrenden realisiert werden?
Dieser Katalog an Fragwürdikeiten, Absurditäten und Widersprüchlichkeiten von formulierter Theorie und pädagogischer Praxis liese sich fraglos weiter fortsetzen - wir wollen es bei diesen drei Fragen bewenden lassen.

Das derzeit praktizierte Schulwesen muss sich entscheiden:

a) eine wohlformulierte Fiktion aufrecht zu erhalten - was österreichisch wäre
b) den hohen Anspruch reduzieren - was ehrlich wäre
c) sich neu orientieren - was zukunftsträchtig wäre